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  Apple Airpods Max – besser als die anderen?

  Unser Experte hat sich nun auch endlich die Airpods Max gründlich anhören können – sind die besser als andere Kopfhörer der Preisklasse?

  

  Da halte ich sie endlich in meinen Händen, die sagenumwobenen super Kopfhörer von Apple, die Airpods Max. Ganz nüchtern betrachtet sind es große 385 g schwere Over-Ear-Kopfhörer in tadelloser Verarbeitung und wunderschöner Materialauswahl. Der Stoff an den Ohrhörern liegt angenehm auf der Haut und die Stoffbespannung am Ohrbügel sorgt für eine gute Entlastung des Gewichts. Mit technischen Details hält sich Apple vornehm zurück, die Abmessungen lassen jedenfalls einen ausreichend großen dynamischen Treiber vermuten. In der Vergangenheit hat sich jedoch gezeigt, dass die Größe der Treiber kein Hinweis auf einen besonders vollen Klang darstellt.

  Acht Mikrofone unterstützen die aktive Geräuschunterdrückung, die man entweder ein- oder ausschalten kann und zusätzlich noch über einen Transparenzmodus verfügt, in dem man seine Umgebung aktiv zusammen mit der Musik hören kann. Die aktive Geräuschunterdrückung wird mit einem leicht zu erreichenden Knopf auf der rechten Ohrmuschel umgeschaltet.

  Von der Apple Watch übernommen

  Den anderen Knopf auf der rechten Ohrmuschel kennt man in klein von der Apple Watch, die Digital Crown. Die Bedienung ist sehr intuitiv. Drehen ändert die Lautstärke. Einmal drücken ist für Audio-Wiedergabe, beziehungsweise zum Pausieren oder einen Anruf anzunehmen. Zweimal drücken springt zum nächsten Titel und dreimal drücken zum vorherigen Titel. Gedrückt halten aktiviert Siri.

  Richtig spannend wird es mit den Sensoren, die Apple verbaut. Diese sind für die Erkennung, ob der Kopfhörer aufgesetzt wird, erkennen ein Drehen und Bewegen des Kopfes, sowie die Erkennung des Smart Cases. Da es nämlich keinen Ein/Ausschalter gibt, gehen die Airpods Max in den stromsparenden Modus, wenn sie im Smart Case stecken. Wie lang der Stromsparmodus durchhält, konnten wir nicht ausprobieren.

  Mit einer Akkuladung kommt man rund 20 Stunden weit, sowohl beim Musik hören mit aktiver Geräuschunterdrückung als auch beim Video schauen mit 3D-Audio. Geladen wird über einen Lightning-Anschluss, Apple gibt hier an, dass fünf Minuten Ladezeit für 1,5 Stunden Wiedergabe reichen, das kommt in unserem Test auch ungefähr so hin.

  Das ultimative Hörerlebnis?

  So beschreibt es Apple, doch ganz so einfach ist es nicht. Zum einen haben wir hier einen Kopfhörer, der Lossless Audio und auch Dolby Atmos 3D-Audio unterstützt. 3D-Audio verleiht den Musik- und Video-Titeln einen Raumklang , macht das Klangbild also weiter, als es normalerweise bei einem Kopfhörer üblich ist. Für Musik ist das gewöhnungsbedürftig und nimmt etwas Druck aus dem Klang. Der Bass ist weniger direkt, man hat mehr den Eindruck in einem Saal zu sitzen.

  Beim Videoton hingegen ist es ein größerer Gewinn, weil sich die Szene öffnet und man als Zuschauer besser integriert wird. Richtig interessant ist 3D-Audio bei Filmen und TVSerien, wenn hier noch ein dynamisches Head-Tracking dazu kommt. So bleibt auch beim Drehen des Kopfes die Stimme immer beim Schauspieler, das wirkt so natürlich, dass man es erst gar nicht registriert.

  Um in den Genuss von 3D-Audio zu kommen , muss das Quellenmaterial entsprechend aufbereitet sein. Apple nutzt hier den Codec Dolby Atmos, entsprechen werden die Musik-Titel in Apple Music bei der Wiedergabe mit dem Dolby-Atmos-Zusatz angezeigt. Dolby Atmos mit Head Tracking bei Videos funktioniert, auch wenn es nicht von Apple kommt, zum Beispiel von Disney+ und Netflix.

  Für den Klangcheck beschränken wir uns auf Musik von Apple Music und Highres Audio von Qobuz . Um in den Genuss von 3D-Audio bei Musik zu kommen ist Apple Music derzeit die einzige Möglichkeit.

  Wir starten mit ruhiger Musik, der Neuinterpretation des Metallica-Songs „Nothing Else Matters“ von Dave Gahan. Der Lossless-Song zeigt eine schöne Atmosphäre mit einer wunderbar präsenten Stimme von Dave. Etwas rau und hart, was aber perfekt zum Sound passt. In der Interpretation des gleichen Songs von Miley Cyrus überrascht das schön helle Klavier. Bei Bluetooth sind Höhen meist gedämpft, das können die Airpods Max wunderschön umgehen. Auch kommt das Schlagzeug sehr direkt, das Resultat ein sehr voller Klang.

  Wo wir schon bei Apple Music sind, klicken wir uns durch diverse Playlists durch. Hip-Hop und Dance liegen den Airpods Max, hier klingen sie sehr dynamisch, auch bei Dolby Atmos 3D-Audio. Switch zu Jazz und auch hier profitieren die Airpods Max von der Apple-Lossless-Wiedergabe auf Apple Music.

  Qualität aus anderen Quellen

  Doch nicht jeder nutzt Apple Music, wie sieht es mit AAC und verlustfreier Musik aus anderen Quellen aus? Hier starten wir mit Dance und dem neuesten Anne-Clark-Album mit einem Remix von „Sleeper in Metropolis“. Absolut überzeugend treibt der Beat den Körper in Richtung virtueller Tanzfläche zum Tanzen. Wo wir schon so schön bei Tanzmusik aus den 80ern sind, machen wir gleich weiter mit „Blue Monday“ im 2020 Digital Master von New Order. Der Stakkato Beat zum Start macht richtig Laune, der Rest des Liedes ist dann leider etwas basslastig, der Gesang verhangen.

  Ab jetzt schalten wir um auf Highres-Audio mit der Qobuz-App. Die Elektrospezialisten von Yello sind mit „Waba Duba“ dran. Das macht Spaß, präziser Punch und relativ spritzig. Das ist eine harte Nuss für Bluetooth-Kopfhörer und können nur kabelgebundene Kopfhörer wie der DT770 Pro von Beyerdynamic besser.

  Mit elektronischer Musik überzeugen die Airpods Max in der Regel, doch wie sieht es bei akustischer Musik aus? Der Jazztrompeter Till Brönner macht mit seinem Stück „Save the Love for Me“ den Anfang. Sehr schön spielt die Trompete, angenehm rund wirkt der Klang. Wechseln wir zu Melody Gardot mit „If You Love Me“. Die Stimme von Melody steht klar im Vordergrund, das Orchester deutlich dahinter, aber hinter einem leichten Vorhang. Hier fehlt es an der Differenzierung und Weite.

  Den Testtag beenden wir mit "Chillout" von Blank & Jones. Die aktuelle Milchbar Seaside Season 13 lässt uns mit Fernweh noch mal an den letzten Urlaub am Meer denken. Sehr direkt, vielleicht eine Spur zu direkt spielen die Airpods Max auf. Trotzdem holt uns das Meeresrauschen ab und wir gleiten zufrieden in die Nacht.

  Empfehlung

  Sind die Airpods Max die besten Kopfhörer auf dem Markt und macht Apple alles besser? Besser nicht unbedingt, aber in einigen Punkten deutlich anders. Da ist als Erstes die Ergonomie. Die großen Kopfhörer tragen sich sehr angenehm, können aber bei falscher Justierung zu sehr auf den Ohren anlegen, was bei einer langen Hörsitzung unangenehm wird. Das Besondere ist aber die Bedienung mit der Digital Crown und wie sich die Airpods Max mit den Abspielgeräten verbindet. Setzt man die Airpods Max auf, verbinden sie sich auf Wunsch mit dem am nächsten liegenden Apple-Gerät, ob das ein iPhone, iPad oder Mac ist. Das ist schon mal genial einfach und wird jeder zu schätzen wissen, der seine Kopfhörer an unterschiedlichen Abspielern nutzt.

  Der nächste Punkt dreht sich nicht um den Klang, sondern 3D-Audio. Ob es bei Musik gefällt, liegt im Ohr des Zuhörers, bei Filmen macht es richtig Spaß. Dialoge kommen immer aus der Richtung der Sprecher, egal in welche Richtung man sich dreht. Das wirkt sehr natürlich und ist echter Gewinn.

  Die aktive Geräuschreduzierung macht ihre Aufgabe hervorragend und reduziert insbesondere Begleitgeräusche, die durch eine Dachbox oder Reifen entstehen, auf einer Autoreise ausgezeichnet.

  Warum Apple als Ladeanschluss nicht auf USB-C gesetzt hat, lässt sich vielleicht nur dadurch erklären, dass Lightning noch am iPhone zu finden ist. Wir halten es nicht für mehr zeitgemäß.

  Klanglich entfalten die Airpods Max ihr volles Potenzial mit Lossless-Audio oder aktuell abgemischter Musik. Originalmusik aus den 80ern oder 90ern klingt etwas zurückhaltend, das trifft aber bei vielen Bluetooth-Kopfhörer zu, die auf eine jüngere Dance-lastige Klientel als Zielgruppe abgestimmt sind. Die Airpods Max sind zwar keine extrem auf Bass getrimmten Bluetooth-Kopfhörer, neutral abgestimmt sind sie aber auch nicht. Sie passen zum Zeitgeist jüngerer und junggebliebener Musikfreunde.

 

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September 18,2021

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